
Justitia
synopsis
Kurzfilm von Hannah Maywald
Inhalt
Sind Meinungen gewalttätig?
Ein nächtlicher Friedhof im Regen. Eine junge Frau sitzt auf einem Grabstein. Zynisch, scharfzüngig und in ihrer eigenen Welt gefangen, begegnet sie einem Fremden im Trenchcoat. Zwischen Zigarettenrauch und scharfem Wortwechsel entspinnt sich ein unvorhersehbares Gespräch über Kirchen, Kunst, die Macht von Worten und letztendlich über Liebe und Verlust. Das Dazwischen.
Während der Fremde sich als Journalist und Autor entpuppt, bleibt die Erzählerin unnahbar – bis sie beginnt, die Geschichte ihres 13 Jahre älteren, verstorbenen Mannes zu erzählen. Was als sarkastische Konversation beginnt, wird zu einer tiefen Reflexion über Begehren, Treue, Identität und die komplexe Natur menschlicher Beziehungen.
Durch Rückblenden und innere Monologe verschwimmen Realität und Erinnerung: der erste brutale, skandalreife Kontakt mit ihrem Mann, das Leben zwischen Nähe und Distanz, die unerfüllte Anziehung zu Chat, einer anderen Frau, die zugleich heilt und verletzt. Ein Netz aus widersprüchlichen Sehnsüchten entfaltet sich, während es die Erzählerin immer weiter in die Tiefen ihrer Vergangenheit zieht. Doch ist alles, was sie erzählt, wahr? Am Ende bleibt die Frage: War der Tod ihres Mannes wirklich nur ein Unfall? Und wie gewalttätig können Gedanken, Meinungen – und unausgesprochene Wahrheiten – wirklich sein?
Chat, eine charismatische Ärztin mit Cowboystiefeln und einer Vergangenheit, die sich mit dem Manne, der Erzählerin überschneidet, hat viele Talente. Reiten steht ganz oben auf ihrer Liste. Sie wird zur Projektionsfläche für Sehnsüchte von der Erzählerin. Der Name der Protagonistin ist am Anfang nicht wirklich bekannt, jedoch wird sie vom Journalist Justitia genannt.
Sie ringt mit ihren inneren Konflikten, gesellschaftlichen Normen und der Frage nach Gerechtigkeit, Macht und Verlangen. Ihr Ehemann ahnt von ihren Gedanken, toleriert sie sogar, weil er weiß, dass sie nur bei ihm bleibt, wenn sie die Freiheit hat, sich zu entfernen.
Doch ihre Sehnsucht nach Chat ist mehr als bloße Fantasie – es ist der Wunsch nach Anerkennung, nach Beobachtung, nach einem Moment völliger Hingabe, der über bloße körperliche Lust hinausgeht. Emotionen, Erinnerungen, Egal? Justitia reflektiert über Geschlechterrollen, intellektuelle Dominanz und die Machtstrukturen zwischen Männern und Frauen. Ihr Blick auf die Kunstwelt ist zynisch, ebenso wie ihre Sicht auf Beziehungen. Sie hadert mit Erwartungen, während ihr Körper und Geist sich nach etwas anderem sehnen, etwas Rohem, Unkontrolliertem.
Ein Spiel aus Sehnsucht, Unterwerfung, Kontrolle und der unausweichlichen Vergänglichkeit – ein Porträt einer Frau, die sich in der Welt zwischen Pflicht und Begehren verliert. Justitia.
AUSFÜHRUNGEN DER REGISSEURIN
Ich liebe Mode. Wie sich Materie anfühlt. Ich muss alles berühren, fühlen, riechen. Schnee fällt leise und sanft. Es ist nur das Rauschen der Kälte zu hören, wenn man die Terrassentüre einen spalt aufmacht, um die Katze hereinzulassen. Ein Seidentuch um den Hals geschlungen. Die Ohren jedoch noch knapp bedeckt von dem hart erarbeiteten, gewonnenen Faden. Im Ofen knistert ein Feuer.
Sommerrot. Das Frotteetuch über dem Gesicht, um die letzten Tropfen abzutrocknen von einem morgendlichem Tauchgang im Rhein. Metallgeruch an meinen Fingerkuppen vom öffnen des Zahlenschlosses meines Rennrades. Die Leinenhose an den Hüften und Kork unter den Füssen. Birkenstock. Bald wird es zu heiss um draussen unter der Sonne zu verweilen. In der Stadt riecht man dann die Conclusion von Asphalt, Abfall und Autos.
Haben sie schon einmal an einem jungen Buch gerochen? Die Seiten vor der Nase aufwirbeln lassen, sodass die Druckertinte sich mit dem frischen umvergilbten Papier misch und die Nase herrlich ausfüllt?
Nur um das Buch dann zwischen der getrockneten, angezogenen, neuen Bettwäsche zu lesen? Ich will etwas bewirken mit dem Schreiben. Sie können genau nachvollziehen, wie sich die oben genannten Beispiele anfühlen. Es löst nicht nur eine Emotion aus, sondern viele. Und das möchte ich erleben, wenn ich einen Film schaue, ein Buch lese oder Musik höre. Ich möchte an etwas erinnert werden, das vielleicht schon weit in der Vergangenheit liegt. In meiner Kindheit.
Vielleicht bin ich aber auch auf etwas aufmerksam gemacht worden, dass ich noch nicht kannte, wie eine neue Bekanntschaft mit einem sehr charismatischen Menschen. Justitia soll nicht nur ein Film sein, sondern eine transdisziplinäre Dimension. Ein mystisches, unergründbares Gefühl das wir alle kennen, doch nicht in Worte fassen können. Unendliche Wut und Freude, die zusammen koexistieren. Menschliche Gedanken nackt und entblösst dargestellt durch die Wahl der Kleidung und die Wahl der Worte.
LESEPROBEN
Auszug Kapitel 1
Sind Meinungen gewalttätig? So ein Schwachsinn. Wie kann eine Meinung bitte gewalttätig sein? Dann müsste sie ja eine physische Form besitzen. Ich dachte mir, ich würde gerne mal von einer Meinung geschlagen werden. Und vielleicht ist dies ja schon vorgefallen. Psychische Gewalt? Ich kramte nach einem Feuerzeug. „Eigentlich rauchst du nicht“, sagte ich, mehr zu mir selbst, doch der Gartenzwerg neben dem Grab schaute mich vorwurfsvoll an. „So etwas hässliches wie dich habe ich auch noch nie gesehen!“, zischte ich und kickte gegen das langsam zerbröselnde Gemisch aus Plastik und Farbe. Überaus zufrieden mit meinem vollbrachten Gewaltakt, sprang ich auf den zurecht gemeisselten Stein. Man sagte mir, es wäre ein Schiff. Ein Schiff, wenn man die Augen ganz fest zukniff. Der kalte Stein unter mir liess meine Haut langsam einfrieren wie eine Packung Tiefkühlerbsen. Als hätte mich der Himmel erhört, spürte ich den ersten Tropfen im Nacken. Den Schirm hatte ich extra mitgebracht, damit ich die schön vorbereitete Zigarette in Ruhe rauchen konnte, doch ein lautes Knallen einer Türe und energische Schritte rissen mich jäh aus meinen Gedanken. „Scheiss verfickter Regen!“ Ich richtete mich auf und schaute unter dem Regenschirm hervor, doch die dunkle Gestalt im Trenchcoat liess ich links liegen. Es war wie ein Hüsteln eines Konzertbesuchers das störend die Stille durchbricht, jedoch von allen Sitzenden ignoriert wird, da man ja nicht noch störender sein will. Mit einem Crescendo prasselten die Tropfen auf die Membran meines Schirmes. Paganini, dachte ich. 24 Caprices, Oper 1, No. 24 in A Minor. Die Töne spielte ich in meinem Kopf, begleitet von dem Takt der Tropfen. Zwei achtel Noten, eine Triole, eine Ganze, nächster Takt… Dann plötzlich wurde ich abermals aus dem Konzertsaal gerissen und landete unsanft auf dem Friedhof. „Scheiss Kirche mit deinen scheiss gotischen Fresken.“ „Spätgotisch“ korrigierte ich den Trenchcoat, „Was?“ antwortete mir der Trenchcoat, erstmals erschrocken, dann im Abgang genervt. „Determinativkompositum aus dem Adjektiv spät und dem Nomen Gotik.“ Die eindunkelnde Nacht verbot mir genau zu erkennen, wie mein unerwünschter Konversationspartner genau aussah. “Ich dachte ich bin allein...“ sagte der Trenchcoat, „Tja, ich denke das ist man nie. Nicht auf einem Friedhof. Und das nächste Mal sollten Sie sich informieren, ob die Fresken gotisch oder spätgotisch sind, sonst beschimpfen Sie ja womöglich jemanden zu Unrecht.“ Ein Mensch der andere wohlfühlen liess wollte ich nicht sein. Ich hielt dies für sehr unproduktiv. Gab es etwas zu lernen, sollte man nicht auf Schmeicheleien oder heuchlerische Komplimente hereinfallen. Denn wer sich vor konstruktiver Kritik angegriffen fühlte, wollte nicht lernen, sondern Bestätigung.
Auszug Kapitel 3
Das Licht flackerte in einer blauen Neonfarbe. Open. Open. Open. Open. Open. Open. Open. Open. Ich beobachtete dies vom dritten Stock aus. Ich war für etwa eine kurze Ewigkeit abgetaucht und hörte dem Regen der Gespräche nicht mehr zu. Ich fühlte mich wie ein Caravaggio Bild, in der falschen Zeit gemalt. Das Neonschild auf dem Open stand leuchtete mit einem schrägen Lichteinfall zu uns in den Raum hinein und ich spürte die Tiefe. Mein Mann sass gegenüber von mir und probierte meinen Blick einzufangen. Es waren seine Freunde am Tisch, nicht meine. „Der Kuchen schmeckt fantastisch!“ lobten mich alle. Ich nickte und sagte dass ich auch überrascht sei, wie gut er aus dem Ofen gekommen war. Ich hatte ihn gekauft während mein Mann bei irgendeinem Termin war. Mein Mann war momentan nicht die Person, mit der ich zusammen sein wollte. Die Person, die ich wollte, war unerreichbar. Ich nannte sie Chat, da sie manchmal da war und manchmal nicht. Ich kannte sie nicht, doch ich kannte ihr Aussehen bis ins Detail. Sie hatte braune Cowboyboots, die an den Spitzen abgenutzt waren, die sie beim Stillstehen oft abgewinkelt hinter sich stellte. Graue Anzugshosen mit einem braunen Gürtel und silbernen Schnallen. Darüber ein ärmelloses, schwarzes Top. Dann kam die Lederjacke und immer eine Zigarette im Mundwinkel. Wir teilten uns eine auf dem Balkon. Ich sagte, ich rauche eigentlich nicht. Sie nickte. Ich sagte, ich rauchte nur, wenn ich wollte. Sie lächelte, gab mir den Rest der Zigarette und ging hinein In meinem Kopf kämpften mein „Es“ und mein „über Ich“ heftig miteinander. Es war eine wilde Schlacht durch das Nervengewebe: Jedoch habe ich das Gefühl, jetzt wo wir uns kennen, sind wir weiter entfernt voneinander. Und genau deswegen, habe ich mir dich ausgesucht. Du bist direkt, aber sehr still. Ich bin laut und müde. Ich habe aber noch nie von dir geträumt glaube ich. Was sind deine tiefsten Wünsche? Du bist so viel in meinem Kopf, also enttäusche mich nicht! Magst du meinen Körper oder meinen Verstand mehr? Es geht immer um Macht. Es geht immer um Sex. Können wir in dieser Gesellschaft davon weg kommen? Ich wollte vielmehr dass sie mir zuschaute beim Tanzen in meiner Küche. Zu meiner Lieblings Musik. Dass sie mich bewundernd anschaute, als wäre ich das einzige Kunstwerk in der ganzen Sammlung Boros. Ihre Arbeit war es zu observieren. Meine Ästhetik zu bewerten. Im Bann meiner Aura, meines Seins und meinem Charaktere. Wie meine Nase. Sie sagte mir nach der Nasenoperation oft, dass sie noch nie so eine künstlerische Nase gesehen hätte wie meine. Ich überlegte ob dies gleichzusetzen wäre mit Frauen, die kleine Brüste haben. Denn dann würde es sinn machen, wieso mein Mann mit mir zusammen war. Er war Künstler. „Schriftsteller haben eher etwas mit Frauen, die kleine Brüste besitzen.“ sagte mein Lektor einmal zu mir. „Egal wie schlau die Frau sein mag, wenn sie grosse Brüste hat, wird sie von Männern nur zwecks Sex gewollt.“ Er schaute mich liebevoll an. Und ich begriff, er dachte er sein ein guter Mensch. Danach wollte ich sterben.
Auszug Kapitel 5
Auf dem Instagramprofil von Chat, konnte man sich stunden verlieren. Obwohl es nicht seine Welt war, hatte er nur magazinreife Fotos von sich und seinem Leben. Er war der Freund von allen und deswegen auch der Freund von keinem. Ich schaute bei den Followerliste nach Elio und fand ihn auf Umwegen. Ich machte einen kleinen innerlichen Freudensprung, denn er war nicht privat. Ich wägte ab ob ich brav bleiben, oder mich der Sucht mit seinen süssbitteren Seiten unterwerfen sollte. Ich wollte den falschen Weg gehen. Denn alles würde mir dann meinen ungesunden Dopamine-Kick geben und ich würde mich im Scrollen unendlicher ähnlicher Menschen verlieren. Elio’s Arbeit war grossprotzig auf zweihundert Bildern verteilt und ich hatte die gesamte Nacht damit zu tun, alles von ihm kennenzulernen. Er postete die Orte, an denen er teuren Matchalatte trank, er zeigte auf, welche Labels nachhaltige Mode verkauften und trug Termine ein, an denen neue Popupevents statt fanden. Ich hatte Glück. Am nächsten Samstag war ein Kollektivverkauf von ein paar Modestudenten in Bricklane. Um viertel nach vier, morgens wohlgemerkt, war genug. Ich schmiss mein Handy in die nächste Ecke, wo es, wie eine Gefängniswand, seinen täglichen Kratzer abbekam.
Auszug Kapitel 7
Ein dunkles Nichts, das mich vollkommen verschluckte. Ich versuchte Luft zu holen, doch es ging nur schwer. Spärliches Licht war zu sehen und ich zog meine Jacke enger um mich, doch die nordische Kälte kroch wie ein Parasit langsam unter meine Haut. Die anderen Passagiere schliefen, doch ich hätte nicht wacher sein können. Ein Wimpernschlag später und der Zug raste aus dem Tunnel in die Abenddämmerung. Wie ein Wecker, den man nicht ignorieren konnte, oder ein unerwünschter Nachbar, hämmerte das Verlangen gegen meine innere Schädelwand. Wie von selbst öffneten meine schmalen Finger die Packung Zigaretten immer und immer wieder, bis der kleine Papierdeckel schliesslich abfiel. Scheisse! Der kalte Sommer auf der Insel hatte sich verändert, oder hatte ich mich verändert? Meine Tante hatte immer gesagt, sie wolle nicht mitkommen. Und sie kam auch nie. Der Mann meiner Tante sagte ihr, er liebe sie sehr. Mir sagte er, er liebe meine schmalen Finger. Sein Deckel war ebenfalls abgefallen. Als ich sein wahres Gesicht sehen konnte, hasste ich seine Art, wie er redete. Er war wie das dunkle Nichts geworden. Ein verschlingendes, unberechenbares, grosses Nichts. Die Meeresluft fühlte sich wie eine Ernüchterung an und langsam breitete sich das dämpfende Gefühl vom Nikotin in meinem Körper aus.
Auszug Kapitel 9
Mühsam stapfte ich alle zwölf Stockwerke zu meinem Elternhaus hinauf. Ich hatte meinem Mann schon gesagt, er sollte im Auto unten warten. Ich wollte nicht, dass er meine Familie wieder sah. Und sie wollten ihn nicht sehen. Dieses Jahr hatten wir einen Plastikchristbaum mit einer flackernden neon Lichterkette. Obendrauf thronte ein Weihnachtsmann mit Bewegungsmelder. Jedesmal wenn man vorbei lief lachte er dreimal tief und sagte „Merry Christmas Motherfucker“. „Bei Aliexpress bestellt!“, sagte mein Bruder stolz: „Hat nur zwei US Dollar oder so gekostet!“ „Kannst ihn dir ja nachher ins Zimmer stellen, als Motivationsspruch. Dann stehst du vielleicht mal vor drei Uhr nachmittags auf. Die Kinder, die ihn gemacht haben, wären wahrscheinlich entzückt.“ Er schaute böse in meine Richtung, doch ihm viel kein Konter ein. Ich blickte in die Runde. Zu meiner Rechten vegetierte mein Bruder Dahn, der Versager vor sich hin. Zehn Köpfe grösser als ich, versaute er mir seit meinem ersten Tag auf der Welt das Leben. Er machte alles gleich wie meine Eltern und für diese Tatsache liebten sie ihn mehr als alles andere. Er hatte noch nie etwas richtiges gearbeitet, obwohl er schon zwanzig Jahre erwachsen war. Wenn man selbst ein beschissenes Leben führte, (und mit beschissen meine ich ein Ort, wie die kaputten Toiletten im Ausgang oder im Zug, bei welchen man das feuchte Klopapier auf den Rand legt, versucht sich nicht hinzusetzen und hofft, dass der Nachfolger nicht denkt, man sei selbst für das Massaker aus überstimulierten Sinnesverneblungen verantwortlich. Oder ein Ort wie der Bussbahnhof um vier Uhr in der früh, an dem man ganz klar und aus nächster Nähe Drogenabhängige beobachten kann, die vielleicht bald sterben und sich vor dir den letzten Schuss geben. Oder neben jemandem im Zimmer sitzen müssen, der richtig fiesen Mundgeruch hat, aber da es die Selbsthilfegruppe für Alkoholsüchtige ist, kann, will, soll und darf man auf keinen Fall etwas sagen.) ….also wenn man selbst ein richtig beschissenes Leben führte, ist es sehr einfach alle anderen dafür verantwortlich zu machen. Die einzige Bestätigung: sich selbst einzureden, es sei richtig so und etwas ändern würde viel zu viel Energie kosten. Dahn hatte seine beiden grossen Hände auf den Oberschenkeln seiner Freundin abgesetzt. Durchschnittliche Frau mit gefärbten blonden Haaren. Sie hatte viel zu viel Wein getrunken und war schon um elf Uhr morgens schwankend um Dahn herumgeschwänzelt. Dahn füllte ihr Glas eifrig mit dem geklauten Weisswein nach, wenn sie es geleert hatte. Ich konnte es nicht erwarten abzuhauen. Mein Vater, der mir zu Beginn meines Erscheinens die Hand geschüttelt hatte und wie jedesmal übertrieben fest zudrückte, sass links von mir. Er war wütend. Schon immer gewesen. Er steckte sich die billigste Zigarette in sein Maul und hatte mich heute nach dem Händedruck noch nicht einmal angeschaut, geschweige denn angesprochen. Lungenkrebs, drittes Stadium. Er röchelte nur noch durch alle Öffnungen. Mit einem angebrannten Fisch in einer rostigen Bratpfanne, kam meine Mutter aus der Küche. Ebenfalls Kettenraucherin, kalt und Königin in der Kommentierkunst.
Auszug Kapitel 9
Nach langen zehn Minuten, während ich am heissen Tee nippte, sagte er schliesslich: „Gehen wir schlafen! Du kannst mein Bett haben, ich schlafe hier auf dem Sofa.“ „Ich möchte noch nicht schlafen gehen. Das neue Jahr hat doch erst gerade begonnen!“ „Ich bin müde Justitia!“ „Ich möchte aber nicht schlafen, ich möchte Musik hören und Tanzen!“ Er stützte seine Ellenbogen auf die Küchenablage und zerrte seine Hände über das Gesicht. Es sah fast so aus, als würde er die Haut abziehen. „Kompromiss: Ich wähle ein Lied und danach gehen wir schlafen!“ Ich nickte schnell, da ich wusste, dies war die einzige Option. Er lief zu seinem Plattenspieler und legte eine Platte auf. „Oh richtig Oldschool, hm?“, lallte ich, doch er ignorierte mich. Dann hörte ich die ersten Töne und machte die Augen zu. Ich erkannte den Song nicht gleich, doch als die tiefe, italienische Stimme ertönte, riss ich die Augen wieder auf. Ich verstand kein Italienisch, doch er stand wie neu geboren mit dem Rücken zum mir vor der Schallplatte. Langsam bewegte er sich. Er schnipste mit den Fingern und drehte sich dann mit einer halben Pirouette zu mir um. Er sang jedes Wort mit. „Via via Vieni via con me Entra in questo amore buio Pieno di uomini Via Entra e fatti un bagno caldo C'è un accappatoio azzurro Fuori piove, è un mondo freddo!“ Ich verstand es nicht, doch ich tanzte mit ihm. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und liess mich führen. Die Musik hatte aufgehört. Es tat weh. Nach einer Ewigkeit waren wir langsam nach oben gegangen. Ich betrat sein Zimmer. Ein grosses Bett aus Kirschholz und blauem Samt stand vor mir. Ich legte mich auf eine Seite und klopfte mit meiner Hand auf die andere. Er stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und machte keinen Wank. Abermals tätschelte ich auf seine Bettdecke und sagte: „Nur bis ich eingeschlafen bin. Bitte!“ Mit einem weiteren Seufzer und einem grossen Abstand legte er sich neben mich. Ich drehte mich auf die Seite und schaute ihn an. Er schaute konzentriert nach Oben. Nach einiger Zeit drehte er seinen Kopf vorsichtig zu mir um nachzusehen, ob ich schon eingeschlafen war, doch ich beobachtete ihn immer noch. „Wird es einfacher?“ Er runzelte die Stirn und blickte mir nun fragend und länger als vorher in die Augen. „Wird es einfacher mit der Zeit?“ fragte ich abermals, „Nein….naja Ja! Je mehr dass du über dich selber weisst, desto weniger lässt du dich von anderen, unnötigen Sachen beeinflussen.“ Nun schaute ich weg. „Wenn ich bei dir bin, mag ich mich ein Stückchen mehr.“ Ich wartete auf eine Antwort, doch bevor ich sie bekam, schlief ich ein. Als ich am nächsten morgen aufwachte, lag er nicht mehr neben mir.
MOODS JUSTITIAS WORLD

MOODS CHAT

MOODS TRENCHCOAT

MOODS MEIN MANN

ZEITPLAN
Januar – Juni 2025 (Planung & Vorbereitung)
Januar - Februar:
• Storyboard & Feinschliff der Filmidee
• Moodboards & Recherche (Kostüme, Locations, Requisiten)
• Erste Skizzen & Entwürfe für alle drei Parts
März - April:
• Detaillierte Schnittmuster für alle Looks erstellen
• Stoffe einkaufen, Materialtests machen
• Team & Cast zusammenstellen (Schauspieler, Kamera, Makeup etc.)
• Locations fix buchen (Friedhof, Theaterbühne, Reiterhof)
Mai - Juni:
• Erste Anfertigungen der Kostüme (falls möglich)
• Requisiten besorgen
• Drehbuch finalisieren & Proben mit Schauspielern starten
• Filmtechnik organisieren (Kamera, Licht, Ton)
Juli – September 2025 (Letzte Vorbereitungen & Nähen der Kostüme)
Juli - August:
• Pause für frische Ideen oder weitere Kostümverfeinerung
• Letzte Tests mit Kamera & Licht Anfang September:
• Kostüme fertigstellen (Nähen, Anpassen, Endproben)
• Feinschliff an Drehplänen & letzte Team-Meetings Oktober 2025 (Pferdeszene drehen)
Oktober:
• Dreh Szene 3: Reiterhof / Cowboy-Mode
◦ Outdoor-Aufnahmen, Pferde, Wetter einplanen
◦ Mehrere Drehtage möglich November 2025 (Friedhof & Viktorianisches Dinner drehen)
Anfang November:
• Dreh Szene 1: Friedhof / Theaterbühne
◦ Kubistische Kleider, klare Farben, runde Formen
◦ Eventuell 1-2 Drehtage Ende November:
• Dreh Szene 2: Viktorianisches Dinner
◦ Pompöse Puffärmel, opulentes Setdesign
◦ Eventuell 2-3 Drehtage
• Letzte Nachdrehs, falls nötig Dezember 2025 – Januar 2026 (Postproduktion & Präsentation)
Dezember:
• Filmschnitt, Farbkorrektur, Sounddesign
• Musik, Effekte, Feinschliff Januar 2026:
• Letzte Korrekturen
• Präsentation vorbereiten (Event, Einladungen, Trailer)
• Premiere deines Kurzfilms
ÜBER DIE AUTORIN
Hannah Maywald ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die sich an der Schnittstelle von Mode, Musik und Literatur bewegt. Sie studiert Modedesign an der FHNW HGK und erforscht in ihrer kreativen Praxis immer wieder neue Ausdrucksformen. Als Musikerin experimentiert sie unter ihrem Alter Ego Hun mit unterschiedlichen Genres und bleibt dabei ein echter Shapeshifter – stets auf der Suche nach neuen Klang- und Stilwelten. Neben Mode und Musik widmet sie sich intensiv dem Schreiben. Obwohl sie bereits viel verfasst hat, wartet ihre erste Veröffentlichung noch auf den richtigen Moment. Ihr literarisches Schaffen bewegt sich im Bereich der Belletristik mit starkem Fokus auf psychologischen Realismus, introspektives Erzählen und philosophische Reflexionen. In ihren Texten setzt sie sich mit Identität, zwischenmenschlichen Beziehungen und der subjektiven Wahrnehmung der Realität auseinander. Aktuell beschäftigt sie sich mit ihrem Bachelorthema, das voraussichtlich auf ihrem Buch Justitia basieren wird – eine Erzählung, die lyrische Sprache, emotionale Ambivalenzen und existenzielle Fragen miteinander verwebt. Die Theiss Kollektion/ Mode sollen neben der Handlung und dem Film im Fokus stehen.
Kontakt
Hannah Maywald
hannah.maywald@students.fhnw.ch
maywald@terc.ch
0791338396